Technical Rider: Leitfaden für Tontechniker und Bands

Was ist ein Technical Rider?

Bei einem Technical Rider handelt es sich um ein Dokument, das vor einer Veranstaltung an die Location, den Veranstalter oder die lokale Technikfirma geschickt wird. Er enthält alle technischen Anforderungen und Wünsche einer Band, eines Künstlers oder einer Produktion.
Ein gut ausgearbeiteter Rider stellt sicher, dass keine Details übersehen werden und alle Beteiligten genau wissen, was sie erwartet. In diesem Artikel zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du einen detaillierten und präzisen Technical Rider erstellst, mit dem jeder gut arbeiten kann. In diesem Artikel liegt der Fokus vorwiegend auf den Anforderungen an die Tontechnik.


Wann und wie sende ich einen Technical Rider?

Ein Technical Rider sollte in der Regel schnellstmöglich nach der Zusage für eine Veranstaltung an die entsprechende Location, den Veranstalter oder die lokale Technikfirma gesendet werden. Aus der Sicht eines Tontechnikers empfehle ich, den Rider am besten ohne Umwege über Booking-Agenturen oder Veranstalter direkt an die ausführende Technikfirma zu kommunizieren. Häufig gehen sonst Informationen verloren oder kommen verfälscht beziehungsweise verkürzt an, was zu Missverständnissen führen kann. Der Rider sollte unbedingt im PDF-Format per Mail verschickt werden. Hilfreich ist es auch, den aktuellen Rider auf der eigenen Webseite zum Download anzubieten.


Inhalt eines Technical Riders

Der genaue Inhalt eines Riders hängt stark davon ab, wie die Veranstaltung durchgeführt wird. Bei der Zusammenstellung eures Riders solltet ihr euch fragen, welche Teile tatsächlich benötigt werden.

Überlegt dabei immer: Was muss jemand wissen, der uns nicht kennt, damit die Show reibungslos gelingen kann?

Die Kontaktdaten

Das wichtigste zuerst:
Hier solltet ihr eine aktuelle Telefonnummer und E-Mail-Adresse von eurem technischen Ansprechpartner, eurem Ansprechpartner bei der Booking-Agentur und einem Ansprechpartner der Band hinterlegen, inklusive der Namen.

Selbst wenn euer Rider perfekt ist und keine Fragen offenbleiben, rufe ich gerne vorher den technischen Ansprechpartner an, um zu bestätigen, dass alles passt und um meine Vorfreude auf die Veranstaltung mitzuteilen. Das schafft Vertrauen und gibt dem Ansprechpartner die Sicherheit, dass der Rider gründlich durchgearbeitet wurde.

Allgemeine Informationen

In diesem Teil werden alle Punkte festgehalten, die in keine der nachfolgenden Kategorien passen und damit allgemein sind.

Hier kommen Beispielhaft ein paar Informationen, die hier stehen könnten:

  • Wir kommen mit 5 Bandmitgliedern, einem Tontechniker und einem Backliner.
  • Wir bringen die Backline komplett selbst mit.
  • Wir benötigen Strom an den im Stageplan eingezeichneten Stellen.
  • Vor Ort benötigen wir einen erfahrenen Tontechniker, der mit den Gegebenheiten vor Ort bestens vertraut ist.

Bühne

An dieser Stelle formuliert ihr eure Anforderungen an die Bühne. Zum Beispiel könnten da folgende Sätze stehen:

  • Die Bühne sollte mindestens eine Größe von 8 m x 6 m aufweisen.
  • Wir benötigen zwei Riser mit je 2 m x 2 m (s. Stageplan), bitte vorne mit schwarzem Molton abhängen.
  • Wir benötigen einen Aufgang je Bühnenseite.

Mischpult/FOH

Wenn ihr mit eigenem Mischpult kommt, könnten hier folgende Sätze stehen:

  • Wir kommen mit einem eigenen Mischpult inklusive Stagebox und benötigen dafür von euch ein Netzwerkkabel Typ Cat5e oder höher spezifiziert zwischen FOH und Drum-Riser (bitte an jeder Position mind. 3 m mehr liegen lassen). Das Kabel soll direkt und nicht über Switche verlaufen. Die Kabellänge darf 100 m nicht überschreiten.
    Hinweis: Welcher Netzwerkkabel-Typ mit welchem Audio-Protokoll bis zu welcher Länge funktioniert, ist den Herstellerangaben zu entnehmen.
  • Am FOH benötigen wir ein Bühnenpodest 2 m x 1 m auf ca. 1,1 m Höhe als Tisch.
  • Am FOH benötigen wir eine Schuko-Steckdose für Mischpult und Zubehör.
  • Die Signalübergabe zur PA kann entweder am FOH oder an der Bühne erfolgen. Wir übergeben die Stereosumme wahlweise analog via XLR oder digital via AES/EBU.

Mikrofone / DI-Boxen

Hier schreibt ihr, ob ihr Mikrofone benötigt oder ob ihr selbst alles mitbringt. Beispielsweise könntet ihr das so formulieren:

  • Wir bringen das Gesangsmikrofon von Johanna (Shure KSM 9) selbst mit.
  • Alle anderen Mikrofone und DI-Boxen müssen vor Ort gestellt werden (s. Inputliste).
    Falls ein Mikrofontyp vor Ort nicht vorhanden ist, bitten wir im Vorfeld um Rücksprache mit unserem technischen Ansprechpartner.
  • Alle Stative müssen vor Ort gestellt werden (s. Inputliste)
  • XLR-Kabel müssen vor Ort gestellt werden. Wir benötigen mindestens folgende Kabellängen:
    – 15 x 5 m XLR
    – 10 x 10 m XLR

Bringt ihr drahtlose Mikrofone mit, ist es hier auch wichtig Anzahl, Typ und Frequenzbereich zu nennen. Das geht so:

  • Wir bringen zwei Strecken Shure QLXD H51 (534 – 598 MHz) mit. Ein störungsfreier Betrieb muss vor Ort sichergestellt sein.

PA-Anlage

In diesem Teil solltet ihr schreiben, was eure Anforderungen an die PA-Anlage sind. Wenn ihr die PA selbst mitbringt, könnte hier stehen, dass ihr einen bemaßten Plan, sowie Bilder der Location benötigt. Nutzt ihr die PA vor Ort, können folgende Sätze dort stehen:

  • Wir benötigen eine dem Veranstaltungsort angemessen dimensionierte Beschallung ggf. inklusive Frontfills, Outfills und Delaylines.
  • Die Anlage sollte beim Eintreffen der Produktion eingemessen sein (Timealignment).
  • Wir akzeptieren folgende Hersteller: L’Acoustics, d&b, Meyersound , Fohhn, Coda,…
    Wir bitten in jedem Fall im Vorfeld um telefonische Rücksprache zur PA mit unserem technischen Ansprechpartner (s. Kontakt).

Monitoring

Jetzt kommen die Informationen zum Monitoring. Für unser Beispiel heißt das:

  • Wir benötigen vier Monitor-Lautsprecher vor Ort inklusive Verstärker und Speakon-Kabeln.
    Die Lautsprecher sollten vom Typ L’Acoustics X12 oder vergleichbar sein. Bitte vorher mit technischem Ansprechpartner abstimmen. Signalübergabe für das Monitoring am Drum-Riser analog via XLR (Aux 1 bis Aux 4)
  • Unser Schlagzeuger bringt sein eigenes, kabelgebundenes InEar-System mit. Hierfür benötigen wir nichts zusätzlich.

Einige Produktionen sind inzwischen mit eigenem InEar-Rack unterwegs. Nutzt man drahtloses InEar-Monitoring sollte man hier schreiben, was für Strecken man verwendet. Das könnte Beispielsweise so aussehen:

  • Wir bringen 5x InEar-Strecken vom Typ Shure PSM 900 G6E mit (470-506 MHz). Ein störungsfreier Betrieb muss vor Ort sichergestellt sein.

Stageplan

Im Stageplan sollten die Positionen der Musiker (gerne mit Vornamen und Instrument) eingezeichnet sein. Wichtig ist, dass die Monitor-Lautsprecher mit beschriftetem Aux-Weg sowie das InEar-Monitoring ebenfalls eingetragen werden. Ebenso sollten die Stellen markiert sein, an denen Stromversorgung benötigt wird (mit Angabe der Anzahl an Schuko-Steckdosen oder CEE-Anschlüssen).

Zusätzlich werden im Stageplan die Positionen von Risern oder mitgebrachtem Bühnenbild eingezeichnet. Einen beispielhaften Stageplan findet ihr unter dem Absatz. Zeichnet jedoch nur das ein, was ihr tatsächlich benötigt und was sinnvoll ist. Vermeidet überflüssige Details und haltet den Plan einfach und übersichtlich.

Technical Rider: Der Stageplan.

Inputliste

Auf der Inputliste haltet ihr fest, welches Signal auf welchen Eingang der Stagebox oder des Mischpults geht. Hier gebt ihr an, wie das Signal übernommen wird, also welches Mikrofon (Mikrofontyp oder Auswahl angeben) oder ob es über eine DI-Box oder Direkt Out via XLR läuft. Außerdem muss hervorgehen, an welcher Stelle auf der Bühne das Signal generiert wird und im Falle von Mikrofonen, welches Stativ (klein, groß, Tellerstativ, etc.) benötigt wird. Auf dieser Liste sollten auch die Ausgänge und ihr zugehöriges Ziel vermerkt sein, wodurch sie streng genommen eine Input-/Outputliste wäre. 😉

Eine Input-Liste kann beispielsweise so aussehen:

Technical Rider: Die Inputliste.

Zeitplan

Schreibt unbedingt auf, wie viel Zeit ihr für Aufbau, Soundcheck, Show und Abbau benötigt. Diese Angaben sind entscheidend für die Planung im Vorfeld und stellen sicher, dass alles vorbereitet ist, sobald ihr ankommt. Auf diesem Weg vermeidet ihr Verzögerungen und stellt sicher, dass der Ablauf reibungslos funktioniert.

Beispiel für einen Zeitplan:

  • 30 Minuten – Aufbau
  • 1 Stunde – Soundcheck
  • 1,5 Stunden – Show
  • 45 Minuten – Abbau

Backstage

Jetzt gebt ihr an, was für den Backstage-Bereich wichtig ist. Wie viele Räume braucht ihr? Wie müssen die Räume ausgestattet sein?

  • Wir benötigen zwei abschließbare Backstage-Räume.
  • Einer der Räume dient als Umkleidekabine. In diesem benötigen wir: 1x Spiegel, 1x Kleiderständer, 1x Sitzgelegenheit
  • Der zweite Raum soll für das Catering verwendet werden. Hier benötigen wir dementsprechend Tische und Sitzgelegenheiten, sowie mind. zehn Schuko-Steckdosen für unsere Ladegeräte.

Catering

Gutes Essen sorgt für eine gute Show! Deshalb widmet sich dieser Abschnitt ausschließlich der Verpflegung. Gebt an, was ihr gerne esst und was ihr nicht mögt, sowie eventuelle Unverträglichkeiten. Vermerkt auch, wann ihr essen möchtet (vor oder nach der Show). Benötigt ihr stilles Wasser für die Bühne in 0,5-Liter-Flaschen? Dann schreibt das ebenfalls hier rein. Diesen Teil könnte man so formulieren:

  • Wir essen gerne alles, was mit etwas Liebe zubereitet ist. Bitte kein Fastfood, Pizza oder ähnliches.
  • Wir essen nach dem Soundcheck gemeinsam.
  • Nach der Show bitte noch ein paar Snacks und Getränke bereitstellen.
  • Wir haben zwei Vegetarier dabei, der Rest isst alles.
  • Bitte für die Show zehn 0,5 l – Plastikflaschen mit stillem Wasser bereitstellen.

Parken

Bestimmt kommt ihr nicht zu Fuß zu eurer Show. Daher geht es hier um die Parkplätze. Gebt an, mit welchen Fahrzeugen ihr kommt und wieviel Parkfläche ihr benötigt. Das sieht dann beispielsweise so aus:

  • Die Produktion reist mit zwei Fahrzeugen und benötigt für diese jeweils eine Parkfläche von 8 x 3 m in der Nähe zur Bühne/Location.

Das wichtigste zum Schluss

Es ist sehr wichtig, den Rider immer aktuell zu halten, um Missverständnisse und fehlendes Material vor Ort zu vermeiden. Um sicherzustellen, dass der Rider vollständig ankommt, empfiehlt es sich, bei der Seitennummerierung das Format „Seite 1 von 3“ zu verwenden. Außerdem ist es sinnvoll, das Datum der letzten Aktualisierung sowie eine Versionsnummer auf dem Rider zu vermerken. Dadurch kann bei einem Telefonat schnell überprüft werden, ob der Rider auf dem neuesten Stand ist.


Beispiel für einen guten und vollständigen Technical Rider

An dieser Stelle wird bald ein Rider als Beispiel zum Download angeboten.


Falls du Hilfe bei der Erstellung eines Riders benötigst, kannst du mich gerne über meine Webseite kontaktieren:
https://t-event-vt.de

Oder du stöberst weiter auf meinem Blog:
blog.t-event-vt.de/blog/